Die Adventszeit auf der Insel hat ihren ganz eigenen Zauber, und kaum etwas steht so sehr für die Sylter Weihnacht wie der Jöölboom. Dieses hölzerne Gestell, geschmückt mit grünen Kränzen und den symbolträchtigen „Kenken“-Figuren, ist Herzstück vieler Wohnzimmer. Doch in diesem Jahr zeigen die Sölring Museen, dass Brauchtum nicht stillstehen muss – sondern laut und wichtig sein kann.
Werkstatt und Wiedersehen
Natürlich wird die Tradition gewahrt: Der Kulturausschuss lädt wie gewohnt dazu ein, das Handwerk des Kranzbindens zu erlernen und in Workshops die klassischen Salzteigfiguren zu formen. Auch die beliebten Design-Interpretationen der letzten Jahre – die gläserne Leichtigkeit von Hans-Jürgen Westphal und die metallene Eleganz von Sandra Schrade – kehren ab dem 1. Advent in die Ausstellung im Sylt Museum zurück.
Ein Baum, der wachrüttelt: Der „Müllboom“
Doch im Museumsgarten wartet 2025 ein Projekt, das bewusst mit der Idylle bricht. In einer spannenden Kooperation zwischen den Sölring Museen, der Künstlerin Linn Andresen und der Initiative „Bye Bye Plastik Sylt“ ist ein Jöölboom entstanden, der als interaktives Mahnmal dient.
Die „Dekoration“ dieses Baumes ist das, was wir alle lieber nicht sehen wollen: Hinterlassenschaften unserer Wegwerfgesellschaft. Von der angespülten Fischkiste über Netzreste (Dolly-Ropes) bis hin zu Zigarettenstummeln und Plastikdeckeln.
Hier ist Mitmachen Pflicht:
Dieser Baum ist kein fertiges Exponat. Er ist – genau wie die Verschmutzung der Meere – ein fortlaufender Prozess. Besucher sind ausdrücklich aufgefordert, bei ihren Strandspaziergängen gesammelten Müll mitzubringen und den Baum weiter zu „schmücken“. Selbst die Grundkonstruktion des Baumes setzt ein Zeichen: Sie besteht aus recycelten Materialien und Strandfunden, ganz im Sinne der Nutzung bereits vorhandener „Grauer Energie“.
Ein Stück Tradition für zu Hause
Wer den Jöölboom lieber im Kleinformat und ganz ohne Plastikmüll genießen möchte, für den gibt es eine besondere Neuheit. Zusammen mit „Sylt Keramik“ wurde eine limitierte Auflage von handgefertigten Weihnachtsfliesen entworfen.
Die Auflage ist streng auf 100 Stück begrenzt. Für 60 Euro können sich Liebhaber dieses Unikat sichern – entweder direkt im Museumsshop, in der Geschäftsstelle der Sölring Foriining oder bei H.B. Jensen in Westerland.
Ein Besuch in Keitum lohnt sich ab dem 1. Advent also doppelt: Um die Wurzeln der Inselkultur zu pflegen und gleichzeitig ein Zeichen für ihre Zukunft zu setzen.